Zdenek Antonin Macku
Zdenék wird am 3. Jänner 1943 in Prag, im damaligen Protektorat Böhmen und Mähren, geboren. Seine ersten Pinselstriche malt er in der Schildermalerei seines Vaters. Die Atmosphäre der Werkstatt und die großen Buchstaben auf den Schildern bleiben entscheidende Eindrücke seiner Kindheit.
1948 beginnt in der Tschechoslowakei eine neue Diktatur: die kommunistische Regierung entzieht seinem Vater die Gewerbeberechtigung. Dieser muss nun als Mitglied der “bourgeoisen Klasse” Tunnelbauarbeiter werden.
Er besucht eine katholiosche Volksschule, die alsbald aufgelöst wird und beendet seine Schulpflicht in einer ideologisch ausgerichteten Ganztagsschule. Lenin, Stalin und Gottwald sind die ideologischen Vorbilder. Er soll später diesen Abschnitt seines Lebens als “seine schreckliche Zeit” bezeichnen.
Er soll Handwerker werden, so will es das System. Er kommt in ein Berufsschulinternat in Turnov, 100 km nördlich von Prag. Die Gegend dort, mit den vielen Kirchen und Kunstdenkmälern, gefällt ihm sehr gut. Im Internat aber herrschen militärische Sitten, einzige “Fluchtmöglichkeit” ist die Beschäftigung mit Natur, Geschichte, Architektur, Zeichnung, Poesie und Mädchen.
1958 stirbt seine Mutter, er kommt zurück nach Prag zu seinem Vater. Zdenék besucht die Tanzschule, lernt Charleston, Shimmy und Boogie-Woogie. Er liebt Jazz, Dixieland, New Orleans, Brass-Bands, die Musiksendungen von Radio Luxemburg und Radio Munich AF, modische Extravaganzen und Kunst.
1960 Abschluss der Lehre, er ist nun gelernter Schlosser und Spezialist für Aufzüge.
1961 schickt ihn sein Vater zurück in das “Böhmische Paradies” nach Turnov, in die dortige Kunstschule und studiert Kupferstich, Stahlstich und Gravierkunst.
Gründung der Künstlergruppe “Brontosaurus”, später der Gruppe “Hrot” (Spitze).
Erste Ausstellungen in Turnov, Semily und Hořice sowie Literaturveranstaltungen. 1965 schließt er sein Studium ab.
Im selben Jahr inskribiert er an der Karlsuniversität Kunsterziehung und Pädagogik. Er zeichnet schlecht bezahlte Karikaturen für Zeitungen. Er will eine neue Welt kennenlernen und neue Ziele erreichen. Bislang hat er nur Polen, Ungarn, die Slowakei und Ostdeutschland bereist, meist per Anhalter. Dresden und Leipzig hat er mit der Kunstschule besucht. Neben Tschechisch spricht er Russisch, etwas Deutsch und Englisch.
Im Dezember 1965 unternimmt Zdenék mit zwei Jugendfreunden aus Prag “offiziell” eine Busreise nach Jugoslawien. Er nützt die Gelegenheit, im “Westen” zu bleiben und kehrt in Wien nicht mehr zu seiner Reisegruppe zurück.
Während eines zweimonatigen Aufenthaltes im Lager Traiskirchen wird er zahlreichen Verhören unterzogen und erhält schließlich politisches Asyl, einen Ausweis und einen Reisepass.
Über ein Zeitungsinserat findet er im Frühling 1966 eine Arbeitsstelle in der Kunstschmiede Schmirler in Wien, die einen Schlosser sucht.
Die Leute sind sehr nett zu ihm, er hat aber Sprachschwierigkeiten. Gerne hätte er an der Kunstakademie studiert. Freunde überreden ihn 1966, mit ihnen nach Amerika zu fahren - in seiner Erinnerung später ein Fehler, den er bereuen wird.
Ein tschechischer Freund, der schon lange in den USA lebt, Herr Kohn, empfiehlt ihn Bernard Waldman. Dieser hat in der New Yorker Madison Avenue eine Werbeagentur. In diesem Studio wird er freier Mitarbeiter und wenig später Sprecher und Texter für “Radio Free Europe”.
Das waren gute Zeiten, erinnert er sich.
1967 besucht er die Weltausstellung in Montreal, unternimmt einige Reisen, erlebt Tornados, sieht einen Raketenstart, begegnet Salvador Dalí, entdeckt den Dadaismus und beginnt vor allem die afroamerikanische Kulturszene zu malen.
1968 verkauft er in Los Angeles zeigt das erste Mal eines seiner Werke. Kurz darauf kehrt er als Redakteur für “Radio Free Europe” nach München zurück.
1972/73 Ausstellung in Irschenhausen nahe dem Starnberger See, malt im Winter in Tirol und bereist im Frühjahr 1973 per Fahrrad Jugoslawien, Bulgarien, Rumänien und Ungarn und gewinnt dadurch viele neue Impressionen. Rückkehr zu Radio Free Europe nach München, später Flugreise auf die Bahamas.
Zurück in New York, Arbeit im Reklamestudio, Illustrationen für Kinderbücher im Verlag Holt und Reinhardt. Neuerliche Reise nach Südamerika per Bus, Zug und Anhalter: Guatemala, San Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica, Panama. Studium der indianischen und afrikanischen Kultur, starke Einflüsse auf seine Arbeit. Er arbeitet, malt und reist bis im Jahre 1976 sein Vater stirbt.
Zdenék will zu dessen Begräbnis reisen. Erhält kein Einreisevisum, fliegt im Juni aber direkt von Montreal nach Prag.
In der Prager Szene beginnt man nun auch, Aktionskunst und Happenings zu gestalten, er ist Teil dieser sanften Anfänge.
Er lernt die Linzerin Ilse Romana Geruska kennen und lieben und es folgt die Hochzeit.
1977 übersiedelt er nach Linz. Er studiert künstlerische und industrielle Gestaltung an der Kunsthochschile Linz und ist Schüler von Peter Kubowsky und Erich van Ess.
1979 Geburt der ersten Tochter Vendula.
1980 Ausstellung in der Linzer Stadtwerkstatt.
1982 Geburt der zweiten Tochter Helena. Zdenék wohnt mit seiner Familie in der Linzer Harrachstraße, später am Tummelplatz 18.
1984 Abschluss seines Studiums mit dem Diplom. Verkauft viele seiner Tempera-Bilder und skizziert sehr viel in Schwarz-Weiss.
1985 Ausstellung in Linz, neues Atelier in der Honauerstraße 18. Zdenék malt größere Formate, figurativ, nicht abstrakt, Kinderporträts, Buchillustrationen.
Ausstellungen in Linz und New York. Er wird Mitglied des SVU (Bund der tschechoslowakischen Künstler und Wissenschaftler im Ausland).
1988 Ausstellung in Wörgl. Gorbatschows Perestrojka erlaubt wieder Reisen nach Prag, Zdenék bezieht ein Atelier in der Altstadt. Intensive Arbeit, Schwarz-Weiß Komposition, trifft den Schriftsteller Bohumil Hrabal in seinen Stammkneipen U Tygra und Krušovická Hospoda. Ausstellung in Berndorf.
1989 Ausstellungen in Pottenstein, Wels, Amstetten und Linz.
Nach der November-Revolution in Prag hat Zdenék Kontakt zu einigen Aktivisten des Bürgerforums, die er persönlich kennt und wo er seine Sprachkenntnisse einbringt: jeden Abend werden Pressekonferenzen in der “Laterna Magica” gegeben.
Bezieht ein Atelier in der Prager Americká 20.
1990 Ausstellungen in Linz, Kufstein, Budweis, Trebon und in Freistadt mit Ernst Hager.
1992 Nostrifikation seines österreichischen Diploms durch die Akademie der Bildenden Künste in Prag, erhält eine Assistentenstelle an der Fakultät für Architektur und unterrichtet dort visuelle Kommunikation, Zeichnen und Typographie.
Gründung der Künstlergruppe “Torzo”, Ausstellungen in Wien, Lenora und Pilsen.
1999 Teilnahme am Grenzgänger-Projekt “Retrovie-Avanguardia” in Malo. Zdenék experimentiert mit geographischen Karten als Sujets für seine Bilder.
Mitte Februar 2000 beendet er seine Unterrichtstätigkeit in Prag und findet per Zeitungsinserat ein neues Refugium in Brloh im Böhmerwald. Im März Ausstellung in Malo und im Sommer mit der Gruppe Torzo in Washington D.C.
Zurück in Brloh beginnt er die Arbeit am Bilderzyklus “Europa Nova – das neue Bild Europas”. Er genießt seine neue Freiheit, die aber durch gesundheitliche Probleme beeinträchtigt wird.
Ausstellungen in Budweis und Znaim “Retrovie – Avanguardia” in Opava.
2003 in Budweis und Hohenfurt.
2004 Ausstellung “Europa Nova” in Cecina am Gardasee und im Museo Casabianca in Malo (Italien).
2005 “Europa Nova”, Ausstellung in der Galerie ve Vodnanech in Vodnan
2006 “Europa Nova”, Ausstellung im europäischen Parlament in Brüssel
2006 “Europa Nova”, Ausstellung im Regionalmuseum Krumau
24.12.2006 unerwarteter Tod (Lungenembolie) in seinem Haus in Brloh bei Krumau